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Hifi-Sünde Nr. 6
Fünf gerade sein lassen
Seine Lautsprecher aufzustellen, ist ein kleines Abenteuer. Man erlebt, wie sich aus einem relativ ungeordneten, tonal inhomogenen Sammelsurium von Tönen ein Klangbild herauszuschälen beginnt, wie es beim Vor- und Zurückschieben, beim seitlichen Hin- und Herrücken sowie beim Rein- und Rausdrehen an Natürlichkeit, Überzeugungskraft und Finesse gewinnt. Hochwertige Lautsprecher arbeiten so präzise, machen winzige Abweichungen in ihrer Aufstellung so deutlich hörbar, dass man letzlich im Bereich weniger Millimeter verschiebt und vorsichtig rückt. Fast könnte man von einer Wechselbeziehung zwischen den Boxen und ihrem Betreiber sprechen, bei der jene diesem immer mehr von ihrem Können und ihrer Akkuratesse zeigen, wobei der Hörer lernt, seine Boxen immer besser zu platzieren, um eine optimale Darbietung herauszukitzeln. Und schließlich ist es dann geschafft. Man selbst und die Boxen sind an dem Punkt angekommen, wo alle Parameter im bestmöglichen Verhältnis zueinander stehen und eine Steigerung kaum noch machbar erscheint.
Der Eindruck täuscht, doch vor lauter Glückseligkeit über das Erreichte verzichten viele Musikliebhaber auf den letzten Schritt, bei dem man das Gehör durch einen Zollstock ersetzt. Mit diesem werden nun die Abstände der Boxen zu den Rück- und Seitenwänden überprüft. Sie werden feststellen, dass sich trotz sorgfältigster Aufstellung geringe Abweichungen im Bereich weniger Zentimeter ergeben, die es noch auszugleichen gilt. Ganz korrekte bilden dabei den Mittelwert der Abweichung und bewegen beide Lautsprecher. Meist reicht es, einen der beiden präzise an die Abstände des anderen anzupassen. Danach rastet das Klangbild nicht selten regelrecht ein, stellt sich eine zuvor noch leicht verschleierte Plastizität ein, die man mit den Ohren alleine nicht hat herauskitzeln können. Auf einmal passen die Teile des Klangbilds noch besser zueinander, bildet sich eine noch schlüssigere Darbietung. Das Ergebnis ist in aller Regel die kleine Mühe wert. Also auf, denn Müßiggang ist ohnehin eine der klassichen Todsünden.